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Sylvie Riant

Wachstum

17.05. - 31.05.2008

„Die menschliche Figur hat mein Atelier erobert: ich zeichne Menschen, ich gieße sie in Wachs, ich fotografiere sie,“ sagt Sylvie Riant über ihre neueren Arbeiten, die sie vom 17. – 31.05. in der Galerie Prisma in einer Soloausstellung zeigt. Die aus Kohlestift auf Papier oder als lebensgroßer Korpus aus Wachs gearbeiteten menschlichen Figuren der Künstlerin wirken auf den ersten Blick skurril und entfremdend. Die Skulpturen und Zeichnungen wecken den Anschein, als handle es sich um Überreste oder Reliquien entrückter Sphären, die an vergangene Zeiten denken lassen.
Die aus Paris stammende und in Bruneck lebende Künstlerin erzählt Geschichten gespeist von Mythen und Märchen. Doch sind es keine Simulakren heroischer oder märchenhafter Inventionen, sondern vielmehr ein intimer Blick auf das geheimnisvolle Dahinter. Es sind persönliche Geschichten, denen Sylvie Riant Sichtbarkeit verleiht, die jedoch keine eindeutigen Schlüsse zulassen und zwischen Erdachtem und Realem jonglieren: So sind das schlafende Dornröschen und eine starre Grabfigur in einem Körper vereint; die schicksalhafte Figur der Rapunzel wird zum Inbegriff lasziv posierender Weiblichkeit, Jungfrau und Femme Fatal liegen untrennbar beieinander. Riant lässt Widersprüche nicht nur zu, sondern miteinander verwachsen und schafft somit eine Zwischenebene von Allgemeinem und Intimen. Die Arbeiten sind statische Segmente eines metamorphosen Prozesses, der nicht abgeschlossen, sondern variabel ist. Die Künstlerin spricht von „frozen motions“, die im ständigen Wachstum die Fragilität unseres Lebens, das Temporäre widerspiegeln.
Durchscheinende, zarte Körper mit resignierenden Posen und trauriger Mimik stehen für Melancholie und augenblicklicher Dramatik. Dabei bedient sich die Künstlerin festgefahrener Frauenklischees, die sie in raffinierter Gedankenarbeit auseinander dividiert, um sie dann in ihren Einzelteilen neu kombiniert wieder zusammenzusetzen. Daraus ergeben sich Sichtpunkte, die die Grenzen zwischen den einzelnen Archetypen ausblenden und fließend machen.
Das Haar als Ausdruck der Weiblichkeit taucht immer wieder in ihren Arbeiten auf, es bedeckt die Wachskörper und hüllt sie ein, wie Puppen in einem Kokon.
Ähnlich wie mediävale Darstellungen sind die Körper, egal ob Kind, Transvestit, Greis oder Mädchen von jedem Hintergrund losgelöst und manövrieren dimensionslos im leeren Raum, sodass ein Vakuum aus Zeit und Raum suggeriert wird.

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