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Benjamin Tomasi

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Mit Antworten, Fragen, Kommentaren und Variationen der ″gruppe uno wien″

Eröffnung am 06.09.2013, 20 Uhr
07.09. - 28.09.2013


Eine zunächst unübersichtliche Zahl an technischen Geräten von Screens, Lautsprechern und Verstärkern besetzen die verkabelte Galerie und sind nicht nur notwendiges Equipment für die Installationen von Benjamin Tomasi sondern sind genauso wie ihre digitalen Produktionsergebnisse aus bewegten Bildern und Tönen fixer Bestand der atmosphärischen Ausstellungsoptik.
Überbegriff der Schau in der Galerie Prisma ist ein bildsprachlicher Titel, bestehend aus zwei eckigen Klammern, die sofort an eine Leerstelle, ein fehlendes Zitat denken lassen.
In der höheren Mathematik dienen Klammern vor allem der Bezeichnung von Argumenten einer Funktion oder beschreiben die Relationen zwischen Mengen oder abstrakten Räumen. Wissenschaftlich definiert spielt auch die künstlerische Intervention Benjamin Tomasis mit dem Bezug zwischen Konstanten und Variablen. Die Platzhalter X und Y können in unterschiedlicher Beziehung zueinander stehen und durch veränderbare Größen ersetzt werden. Tomasi setzt einerseits Raum und Werk in Relation und stellt damit der Konstanten, dem Raum in Form von installierten Objekten Variablen gegenüber, die es vermögen, den Ort immer wieder anders aussehen und wirken zu lassen. Durch die Dynamik der schwankenden Einheiten verändern sich die Funktionalität der örtlichen Grundaussage, sowie der zeitweilige Wirkungsgrad auf die Besucherinnen und Besucher. Je nach Bespielung der Galerie wird durch Interaktion mit dem Publikum die ästhetische und expressive Kraft des Raumes verlagert.
Benjamin Tomasi macht diesen Prozess der Wechselbeziehung zwischen Ursache und Wirkung für die Betrachterinnen und Betrachter bewusst schwer fassbar, indem er sie nicht mit aus dem Alltag adaptierten lauten Tönen und schrillen Bildern überlädt, sondern zu einem konzertierten Beobachten zwingt und bewusst durch bis an die Grenze der Wahrnehmbarkeit heruntergefahrenen Reizreduktion überfordert: Nur wer mit geschärftem Blick und fokussierter Aufmerksamkeit durch die Ausstellung geht, wird wissen wie sich vertikal richtungswechselnder Regen anhört, sehen wie sich die Schwerkraft umkehrt, erfahren wie Lautsprecher und Spiegel einen sanften Horizont an die Wand werfen, spüren wie Boxen atmen und begreifen, wie sich unabhängige Werbeschriften zu einem Bild zusammenfügen.
Um den in Bewegung gebrachten Kreislauf von Denkanstößen weiterzuziehen, reagieren die Künstlerinnen und Künstler der ″gruppe uno wien″ durch optische und akustische Zitate auf die Produktionen von Tomasi. Die Ausstellung [ ] ist der Reflex der Reflexion, die durch die absorbierte Wirkung auf den Rezipienten einen dehnbaren Bedeutungsraum schafft und es vermag, anhand der vom Künstler gesteuerten Leistung und Präsenz technischer Geräte durch Verknüpfungen von Erfahrungen, emotionale Betroffenheit zu wecken. Benjamin Tomasi wird somit zum Grundlagenbauer für elastische Denkansätze und verstärkten Gefühlsebenen. Die künstlerischen Ausführungen und die Reaktionen der ″gruppe uno wien″ sind – um es noch einmal mit der logischen Definitionsart der Mathematik auszudrücken – als konstante Platzhalter für variable Interpretationen einer unlösbaren Gleichung lesbar.


Fotos: Carlo Speranza, Benjamin Tomasi

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