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Ruth Gamper

Ethiopia

12.01. – 27.01.2007 

Ruth Gamper, in Trient geboren, hat ihren experimentellen Kunstbegriff durch für Gemälde und Skulpturen untypische Materialien wie benutzte Plastiktüten, gelesene Zeitungen oder Porzellantassen in den letzten Jahren zunehmend ausgebaut und vermehrt auf das Industrieprodukt Kaffee fokussiert - gebrauchte Filter, Verpackungen und nicht zuletzt der unverkennbare Geruch des koffeinhaltigen braunen Pulvers als Basis künstlerischen Schaffens.
So werden etwa die benutzten Filter gesammelt und von der Künstlerin akribisch diszipliniert aneinandergereiht, überlappt, verklebt oder willkürlich akkumuliert bis durch das ständige Wechselspiel dieser Kombinationsformen mit immer denselben Ausgangsmaterialien ästhetische Bildsprachen entstehen. Gamper arbeitet hierbei nicht zwingend programmatisch; es handelt sich vielmehr um einen Entwicklungsprozess, der von sezierender Neugier gespeist wird und dessen visuelle Codes, sprich Farbkompositionen und Musterung oftmals dem Zufallsprinzip entspringen.
Neben dem ästhetischen Anspruch erschließt das von Gamper verwendete Material stets auch eine inhaltliche Ebene, die auf die Atmosphäre bestimmter sozialer Milieus abzielt. Zum Industrieprodukt verarbeitete Rohstoffe aus der Dritten Welt werden von Ruth Gamper recycelt und durch ursächlich Künstlerisches zum Originären zurückgeführt. Der Künstlerin gelingt es also den systematischen Kreislauf zu schließen: Die aus Äthiopien stammende Kaffeebohne mutiert zum konventionellen Produkt der Industrienationen, dessen Abfall schließlich durch künstlerische Transformation zum emotionalen Spiegelbild des Ursprungs wird. Etwas Neues, Plastisches entsteht aus Müll und weckt paradoxerweise bei Betrachtung synästhetische Emotionen von Afrika. Trotzdem handelt sich bei den Arbeiten von Ruth Gamper keineswegs um eine Hommage an Afrika, sondern vielmehr um ironische Seitenblicke auf unsere Wegwerfgesellschaft.

 

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