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Alles Recht

04.05. – 26.05.2012
Eine Ausstellung des Südtiroler Künstlerbundes in der Stadtgalerie Brixen

Gino Alberti, Paul Feichter, Thaddäus Salcher, Hubert Scheibe, Barbara Tavella

Die Washington Post unternahm vor einigen Monaten ein interessantes Experiment. Sie bat einen international bedeutenden Geiger, der gerade einige Tage zuvor in Washington vor ausverkauftem Haus einen vielfach gefeierten Auftritt hatte, das gleiche Repertoire ohne Frack und mit einem Plastikbecher vor den Füssen in einem U-Bahnhof Eingang zu spielen. Die einstündige Aktion wurde mit versteckter Kamera gefilmt. Ergebnis: Nur eine einzige Person blieb längere Zeit stehen um der virtuosen Aufführung zu lauschen, alle anderen eilten mehr oder minder achtlos an der Darbietung vorbei und etwa 35 Dollar landeten im Becher. Das Beispiel verdeutlicht einmal mehr wie sehr der Rahmen in dem ein künstlerisches Ereignis dargeboten wird dessen Bedeutung in der allgemeinen Wahrnehmung bestimmt. Das gilt in vergleichbarer Weise auch für die bildende Kunst. Ein Museum für zeitgenössische Kunst, aus unserer Sicht ist schon diese Verknüpfung ein übler Taschenspielertrick, adelt jede Arbeit, die dort präsentiert wird. Daraus beziehen die Kuratoren und Museumsdirektoren ihre Macht innerhalb des Betriebs, denn nur wer es schafft an diesen Türstehern vorbei ins Allerheiligste vorzudringen, hat auf längere Sicht die Chance überregional wahrgenommen zu werden und vielleicht später von der künstlerischen Arbeit leben zu können. Befragt nach ihren Auswahlkriterien ziehen sich die Experten aber meist schnell auf nicht weiter hinterfragbare Statements zurück und verweisen auf ihre speziellen Kenntnisse. Selten hört man handfeste Argumente. Dabei, das machen die Methodendiskussionen in den Geisteswissenschaften deutlich, ist das Urteil über die Bedeutung eines Werkes direkt vom Blickwinkel des Betrachters abhängig. Wir sollten also erwarten können, dass Menschen, die mit öffentlichen Geldern hantieren ihr Handeln und Entscheiden auch angemessen zu begründen verstehen.

Vor dem Hintergrund dieser ständig virulenten Auswahldebatte haben wir, Lisa Trockner und Thomas Sterna uns für die aktuelle Künstlerbund Präsentation in der Stadtgalerie Brixen dazu entschlossen, die Entscheidung über die Auswahl der Teilnehmer/innen an die Mitglieder des Künstlerbundes zu delegieren. Jedes Mitglied hatte die Möglichkeit fünf Kollegen/innen zu benennen, die seiner/ihrer Meinung nach an der Ausstellung teilnehmen sollten. Die fünf Künstler/innen mit den meisten Stimmen sind: Barbara Tavella, Gino Alberti, Thaddäus Salcher, Hubert Scheibe und Paul Feichter. Von den zurzeit 193 Mitgliedern des Bereichs bildende Kunst im SKB haben sich 35 an der Wahl beteiligt. Leander Schwazer und Felix Tschurtschenthaler traten aus Zeitgründen von ihrer Nominierung zurück und ermöglichten so Hubert Scheibe und Paul Feichter nach zu rücken. Die ausgewählten Künstler/innen konnten jeweils 4 bis 6 Votierungen für sich verbuchen. Das Ausstellungskonzept für die in Brixen zu sehende Schau entstand in Absprache mit den Künstlern. Die Kuratoren haben sich bemüht technische und konzeptuelle Doppelungen zu vermeiden, um so eine abwechslungsreiche, spannende Präsentation zu ermöglichen. Zugleich hoffen wir durch das Auswahlverfahren jene Transparenz geschaffen zu haben, die viele Künstler im lokalen, wie internationalen Kunstbetrieb oft so schmerzlich vermissen.

(Fotodokumentation: Leonhard Angerer)

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