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Monokultur

Leonhard Angerer, ARTbrothers Kraxentrouga, Sylvia Barbolini, Ruth Gamper, Pascal Lampert, Maria Mathieu, Franz Pichler, Elfi Sommavilla, Lois Steger, Sieglinde Tatz Borgogno, Andrea M. Varesco, Peter Verwunderlich, Karin Welponer, Mario Wezel, Andreas Zingerle, Wolfgang Zingerle

Eröffnung am 16.5.2014, 18.30 Uhr
Stadtgalerie Brixen
17.5. - 7.6.2014


Bereits zum 5. Mal richtet der Südtiroler Künstlerbund in der Stadtgalerie Brixen eine Gruppenausstellung aus.

"Südtirols Problem ist die Monokultur in der Landwirtschaft wie in der Politik." Das Zitat stammt von keinem Ausländer sondern von Alois Lageder, einem der größten Winzer Südtirols und Mitglied des Stiftungsrates des Museions. Dieser eingeschränkte Blick betrifft, so Lageder weiter im Interview mit dem deutschen Magazin der "Spiegel" auch die moderne Kunst, die im Land nur dann willkommen sei, wenn sie zahlungskräftige Touristen anziehe und keine katholischen Wähler verstöre.
Südtirol, dieses „alte Bauernland am Scheideweg zwischen Abschottung und Globalisierung, tief verwurzeltem Volksglauben und Säkularismus“ wirkt auf vielen Ebenen „Mono“:
Am deutlichsten wird dies natürlich auf der Fahrt durch die Täler des Landes: Zu sehen sind Apfelplantagen soweit das Auge reicht. „Wie mit dem Lineal auf dem Reißbrett gezogen präsentieren sich da die öden Folgen eines der Wirtschaftswunder“ des Landes. „18.000 Hektar, prahlt der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG), werden mittlerweile mit Apfelplantagen bebaut, das sind 180 Quadratkilometer. Mehr als eine Million Tonnen Jahresproduktion macht das - zehn Prozent aller in der EU geernteten Äpfel“ (Quelle: Taz) stammen aus Südtirol. Über die ökologischen Schäden, die dieser exzessive Anbau zwangsläufig zur Folge hat, selbst wenn immer mehr Bauern auf Bio umsteigen, schweigt man sich weitgehend aus im „Hotelier- und Bauernstaat“.
Folge dieser Einseitigkeit auf allen Ebenen ist eine oft quälende Zähflüssigkeit der Debatten. Es wird viel geredet, aber die meisten Themen verlaufen früher oder später im Sande, werden ausgesessen oder bewusst verschleppt. Öffentliche Kritik wird schnell als Nestbeschmutzung abgetan.
Polemisch könnte man sagen, wer in Südtirol lebt, erhält in einer einzigartigen Weise Anschauungsunterricht für das Thema Monokultur.
Das heißt natürlich nicht, dass es Monokultur nicht auch anderswo gäbe. Die Sphäre der modernen Kunst zum Beispiel ist ein Feld, das heute im übertragenen Sinne ebenfalls sehr einseitig strukturiert zu sein scheint. Robert Fleck spricht in Analogie zu Adornos Begriff der Kulturindustrie von einer sich global ausbreitenden „Kunstindustrie“ mit ähnlichen Folgen wie im Südtiroler Apfelanbau: Einfalt statt Vielfalt!
Mit 16 ausgewählten Künstlerpositionen aus der Region und darüber hinaus wird das heikle Thema der Marktkonzentration auf ein Produkt und die wirtschaftliche und Politische Rentabilität bei Monokulturen auf ganz und gar nicht einfältige Weise verbildlicht. Anhand von Installationen, Malerei, Objekten und Fotoarbeiten wird auf kritisch entblößende und humorvoll ehrliche Weise der schmale Grat zwischen Ein- und Vielfältigkeit sichtbar gemacht.

Kuratierung: Thomas Sterna




 

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